PASSION I. Die Salbung in Bethanien (Mt 26,1-13; Mc 14,1-9; Jo 11,45-54; 12,1-8)Jesus hatte das undankbare Galiläa verlassen kehrte erst nach Seiner Auferstehung wieder dorthin zurück.Aus Anlass des Laubhüttenfests begibt sich der Heiland ein letztes Mal nach Jerusalem, und diese letzteReise wird auf Golgatha enden. Mc berichtet nichts über diese lange Reise, Mt sehr wenig. Lk im Gegensatzwidmet dieser Reise neun Kapitel (9,51-18), und Jo deutet einige wichtige Ereignisse an, die sich an denTagen vor der Passionswoche im Bereich der Heiligen Stadt ereigneten.Es ist eine Zeitspanne großer Betriebsamkeit im öffentlichen Leben des Meisters. Es ist richtig, dass dieEvangelisten nur von wenigen Wundern in dieser Zeit berichten, doch sind diese die aufsehenerregendsten:die Heilung des blinden Bettlers bei Jericho, und vor allem die Auferweckung des Lazarus in Bethanien, einEreignis, an dem sich die Begeisterung der Menge entzündet, aber auch der Hass der Priester undSchriftgelehrten. Obwohl sich dieses Ereignis nicht durch eine große Zahl von Wundern auszeichnet, war dieUnterweisung des göttlichen Lehrers äußerst intensiv und wirkungsvoll: es sind die Gleichnisse über diegöttliche Barmherzigkeit: das verlorene Schaf, die verlorengegangene Drachme, der verlorene Sohn. Mankönnte sagen, der Heiland verspürte bei Seinem nahenden Tod die Notwendigkeit, mit lauter Stimme zurufen, dass in Seinem Herzen kein Platz war für Groll, und dass die unendliche Barmherzigkeit jedes andereGefühl beherrscht.Obwohl der Hass der Feinde schon so bitter war, dass man Ihn verschiedene Male zu steinigen versuchte (Jo10,31; 11,8), hatte sich das Volk noch nicht vom Propheten abgewandt. Die Reise von Jericho nachJerusalem glich einem Triumphzug, als der göttliche Wundertäter die Augen des Timeus Bar Timeus wiedersehend machte. Die Menge war begeistert, als Zacheus auf den wilden Feigenbaum stieg, um den Prophetenzu erblicken, und vollends erreichte die Begeisterung ihren Gipfel, als der Heiland an ...
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