Passion 5. DIE FUSSWASCHUNG - JO 13, 1-20Authentisch? Der Verfasser dieser Geschichte, Johannes, war als Zeuge anwesend gewesen. Das beweistschon die sorgfältige Ausführung der Details. Lagrange sagt zutreffend, kein anderer Bericht des Johanneszeige so viel Ähnlichkeit mit dem lebhaften Stil des hl. Markus. Auch die Beschreibung der Charaktereentspricht der Wirklichkeit. Die Ruhe Jesu, der unaufdringlich in seinem Liebesentschluß verharrt, bildeteinen deutlichen Kontrast zur Lebhaftigkeit des empfindlichen und unsteten Petrus: beide Personen werdenhier höchst lebenstreu geschildert. Alle Ereignisse und Aussprüche der letzten Stunde haben sich tief in dieErinnerung des Apostels eingegraben. Die Abschiedreden1 lassen diese Stunde wieder aufleuchten. WährendMt und Mk nur vage auf die traurige Stimmung der Jünger hinweisen, beschreibt Jo, obwohl seinEvangelium theologischer ist, unablässig die Gefühle Jesu und Seiner Jünger: die grausamen Voraussagenund beängstigenden Ahnungen der Trennung und die glückliche Verheißung einer dauerndenWiedervereinigung; die strenge Aufforderung zur Treue und die Sorge für diejenigen, die verfolgt werden,die Klage über den Mangel an Verständnis und die Freude über die Offenbarung. Alle diese Gedanken undGefühle kreuzen sich. Dieser beständige Wechsel von Stimmung und Gedanken gehören zur geschichtlichenWirklichkeit des Abschiedsmahls.Schöpfungen des Johannes?Johannes konnte nicht die Absicht haben, Worte und Handlungen vollständig und genau wiederzugeben. Ererwähnt nicht, was die Synoptiker als das große Ereignis jener Nacht darstellen, die Einsetzung derEucharistie. Diese setzt er als bekannt voraus. Außer den Voraussagen des Verrats durch Judas und derVerleugnung durch Petrus sowie der Flucht der Jünger haben Jo und die Synoptiker wenig gemeinsam. Jesusmuß bei sei- nen Erscheinungen nach der Auferstehung vieles davon wiederholt haben, was Er beim LetztenAbendmahl gesagt hatte, und Johannes fügte möglicherweise einige der letzten Weisun...
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